Miriam Meckel versucht bei CARTA zu zeigen, dass deutsche Politiker angeblich alles falsch machen bei der Nutzung von Twitter. Dabei darf der anscheinend obligatorische Barack-Obama-Vergleich nicht fehlen: er macht schließlich alles richtig, und wird deshalb auch mit entsprechend vielen Followern belohnt. Richtig?
Falsch.
Barack Obama hat viele Follower, weil Barack Obama Barack Obama ist. Barack Obama ist der Präsident der USA, der mächtigste Mann der Welt. Und im Wahlkampf? Auch im Wahlkampf war Barack Obama Barack Obama: anfangs ein aussichtsreicher Kandidat, letztendlich der offizielle Kandidat der Demokraten. Und: er war der erste schwarze Kandidat mit ernsthaften Chancen, das Rennen ums Weiße Haus für sich zu entscheiden.
Natürlich ist klar: sein Wahlkampf wurde unglaublich professionell geführt. Gar keine Frage.
Aber: es ergibt schlichtweg keinen Sinn, Barack Obama mit einem Wald-und-Wiesen-Politiker aus Deutschland zu vergleichen. Während Barack Obama für die ganze Welt interessant war und ist, gilt das für Karl Meier MdB, Hintertupfingen, nur bedingt.
Fakt ist: bisher hat noch kein wirklich bedeutender deutscher Politiker das Twitter-Experiment gewagt. (So sehr ich Ralf Stegner, Christoph Matschie u.a. auch mag.) Wirklich bedeutend sind in meinen Augen Bundeskanzler, Bundesminister und Ministerpräsidenten. Mit Kurt Beck, Ministerpräsident von Rheinland-Pfalz, ändert sich das schlagartig: er twittert unter @KurtBeck. Becks Website wurde ebenfalls rundum erneuert. Via CARTA.
In Rheinland-Pfalz wird 2011 gewählt. Momentan regiert die SPD allein - die letzten Umfragen waren für die SPD eher negativ.
Es bleibt also abzuwarten, inwieweit die deutschen Top-Politiker in der Lage sind, Twitter zu nutzen. Die Kritik, dass deutsche Top-Politiker wie Angela Merkel und Frank-Walter Steinmeier es bisher versäumt haben, Twitter zu nutzen, ist indessen natürlich völlig richtig.
Christian Soeder