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Mensch Benedikt (2)

In den Kommentaren zu meinem vorigen Beitrag wurde ich auf eine Aktion katholischer Blogger hingewiesen. Leider wird dort derart sinnentstellend zitiert, dass schließlich klar wird: hier ist niemand auf der Suche nach Dialog, sondern hier sucht jemand Streit und pflegt Feindbilder:
Der Heilige Vater, so suggerieren Sie, suche Streit mit anderen Christen, verweigere zynisch den Opfern christlicher Aggressoren die Anerkennung und beleidige sie noch im Angesicht ihrer Nachkommen. Generell sei er Schuld an Aids, habe bis vor kurzem ungetauft verstorbene Kinder in eine Art Hölle geschickt, führe flächendeckend das Latein wieder ein und überhaupt sei statt dem Reiche Gottes die machthungrige Kirche gekommen.
  1. Papst Benedikt hat festgelegt, was genau eine Kirche ist und was nicht. Nicht nur einmal, sondern mehrmals. In Kürze: nur die katholische Kirche ist eine Kirche. Ein Schlag ins Gesicht für alle anderen Christen in der Welt, auch wenn man sich naturgemäß als Nicht-Katholik nicht sonderlich darum schert, was der Papst so sagt.

  2. Nach brutalster Christianisierung im Mittelalter und Massenmord an der indigenen Bevölkerung Lateinamerikas behauptete Papst Benedikt dennoch, die Ureinwohner hätten die Christianisierung herbeigesehnt. Von christlicher Demut keine Spur. Leider.

  3. Clemens Bittlinger behauptet nicht, der Papst sei schuld an Aids. Er stellt jedoch zurecht fest, dass die von der katholischen Kirche propagierte Form zur Vermeidung der HIV-Ansteckung, nämlich Enthaltsamkeit, zwangsläufig zu Aids-Verbreitung führt. Denn das Konzept Kein Sex vor der Ehe hat noch nie funktioniert. Würde der Papst den Christen in Afrika erlauben, Kondome zu nutzen, wäre ihnen viel geholfen.

  4. Auch behauptet Clemens Bittlinger nicht, der Papst habe bis vor kurzem ungetaufte Kinder in eine Art Hölle geschickt. Vielmehr wird die Frage aufgeworfen, ob Benedikt das tatsächlich einmal geglaubt habe. Und die Frage lässt sich beantworten: nein, hat er wohl nicht.

  5. Stimmt, die Messe wurde nicht flächendeckend wieder lateinisch. Fortschrittlich ist es jedoch nicht, die alte Form der Messe wieder zuzulassen, sondern wohl eher reaktionär.

  6. Der letzte Vorwurf ist ein alter Kalauer unter Theologen. Geschenkt. Wer darauf ernsthaft eingeht hat ganz offiziell keinerlei Sinn für Humor.

Eine ernsthafte Debatte fände ich sinnvoller. Ich kann verstehen, dass sich gläubige Katholiken angegriffen fühlen, wenn man ihren Glauben kritisiert. Aber leider scheinen sie zu vergessen, dass dies umgekehrt genauso gilt, wenn der Papst die Christenheit in Christen 1. und 2. Klasse einteilt. Für dieses fehlende Verständnis fehlt mir dann auch jedes Verständnis.

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