Stellen wir uns mal vor, die Juso-Bundesvorsitzende forderte doppeltes Wahlrecht für Schüler und Studenten, damit sich diese besser gegen die Widrigkeiten der bösen Welt und der Wirtschaft wehren können: würde da der nette Herr Heiner Geißler, CDU-Politikrentner und gerne gesehener Talkshow-Gast, ebenfalls Milde walten lassen und feststellen, dass man mit 25 schon mal was Unsinniges sagen könne? Wahrscheinlich nicht, wage ich zu behaupten. Möchtegern-Leistungsträger Gottfried Ludewig, der in der Vergangenheit durch Spalterei und Sähens von Unfrieden aufgefallen ist, hat wirklich Glück, dass seine abstrusen Forderungen nach einem Zwei-Klassen-Wahlrecht im aktuellen politischen Klima auf fruchtbaren Boden fallen. Wer einen Aufschrei der Empörung erwartet, wenn ein RCDS-Bundesvorsitzender vollkommenes Unverständnis vom Demokratie offenbart, muss in einem Land enttäuscht werden, in dem ein ehemaliger Bundespräsident ungestraft vor einer Rentner-Demokratie warnen darf.
Christian Soeder